Geschichte

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Wie es begann Vor mehr als hundert Jahren legte die Gutsfrau Elisabeth Boehm (1859 - 1943) in der ostpreussischen Kreisstadt am Nordrand der Masurischen Seenplatte, Rastenburg (dem heutigen Ketrzyn), mit der Gründung eines Landwirtschaftlichen Hausfrauenvereins (1898) den Grundstein für die Interessenvertretung der bäuerlichen Landfrauen und der Frauen auf dem Lande. Nach der unseligen Zeit der Naziherrschaft mit der Gleichschaltung der Landfrauen im Reichsnährstand (1933 - 1945 / Auflösung per Gesetz 1949) gründete sich 1948 der Deutsche Landfrauenverband (DLV) mit den Idealen seiner "Vordenkerin" Elisabeth Boehm. Und nur wenige Jahre nach der Gründung des DLV war es auch in unserer Region soweit mit der . . . Gründung des Landfrauenvereins Hillesheim (aus unserer Festschrift zum Jubiläum 50-Jahre Landfrauenverband Daun) „Wir gründen jetzt einen Landfrauenverein!“ Der Vorschlag kam von Herrn Scheidgen, dem ehemaligen Direktor der Landwirtschaftsschule in Hillesheim. Es war im März 1953. Wir (Frau Ternes und Frau Heckmann) hatten unser erstes Wintersemester an der Abteilung Hauswirtschaft abgeschlossen und Mütter und Bekannte unserer Schülerinnen und Schüler eingeladen. Nicht wenig erstaunt waren wir, als schon am Vormittag viele Gäste kamen und die Ausstellung der selbstgenähten und gebastelten Sachen unserer Schülerinnen bewunderten. Natürlich war auch die neu eingerichtete hauswirtschaftliche Abteilung mit Wohnheim in dem alten Klostergebäude ein besonderer Anziehungspunkt. Am Nachmittag waren alle Besucher im Saale Michels eingeladen. Nach einem Vortrag über die Einrichtung einer Dorfgemeinschaftsanlage folgte, wie es auch heute noch oft am Landfrauentag gehandhabt wird, der gesellige Teil. Kaffee und von den Schülerinnen gebackener Kuchen und vorgetragene Sketche trugen zur Gemütlichkeit bei. So viele aufgeschlossene Frauen aus dem ländlichen Raum. Da war wirklich der Zeitpunkt gekommen, einen Landfrauenverein zu gründen. Alle, die Herrn Scheidgen noch kannten, können sich vorstellen, mit welchem Pathos und Nachdruck dieser Vorschlag ausgesprochen wurde. Die Leiterin der Abteilung Hauswirtschaft, Frau Anneliese Ternes, ergriff dann auch gleich die Initiative. Eine Liste wurde herumgereicht, in die sich alle, die Mitglied werden wollten, eintrugen. Eine Mark wurde als Jahresbeitrag festgelegt. Nun musste noch eine Vorsitzende gewählt werden. Durch Zuruf wurden Vorschläge eingebracht und durch Handzeichen konnte dann unsere 1. Vorsitzende Frau Katharina Maas aus Dohm-Lammersdorf gewählt werden. So einfach war das damals und so schnell hatten wir im Kreis Daun einen Landfrauenverein! Die Mitglieder waren nicht nur aus dem Schulbezirk Hillesheim, sondern auch aus dem Südteil des Kreises, da einige Schülerinnen von dort kamen und ihre Mütter dem Verein beitraten. In den späteren Jahren wurden diese Mitglieder von dem Landfrauenverein Daun übernommen. Bald konnten wir unter den besonders aktiven Mitgliedern in den einzelnen Dörfern Ortsvertrauensfrauen gewinnen. Wir, die Fachkräfte in der Hauswirtschaft, hatten nun neben unseren ehemaligen Schülerinnen Ansprechpartner in den Dörfern. Das war für uns besonders wichtig, da wir unsere Beratungsarbeit im Kreis Daun erst aufbauen mussten. Die Landfrauenvereinigung Daun Frau Heckmann hat über die Landfrauenvereinigung Hillesheim berichtet: - Gründung des Landfrauenvereins - die alljährlichen Landfrauentage - den Einfluss der hauswirtschaftlichen Beratung zur Zeit der Gründung des Landfrauenvereins - die Lehrfahrten - die Organisation des Landfrauenvereins In ähnlicher Weise arbeitete die Landwirtschaftsschule Daun, nachdem 1955 dort eine Abteilung Hauswirtschaft eingerichtet worden war. Berufsbildende Schule Landwirtschaft Beratungs- und Weiterbildungsstelle für Landwirtschaft und Hauswirtschaft Der Zusammenschluss der beiden Landfrauenvereine erfolgte dann 1971, als die Abteilung Hauswirtschaft in Hillesheim nicht mehr bestand. Die erste Vorsitzende war Frau Klara Faber-Lenhard, nach ihr folgte Frau Elisabeth Fries. Wir versuchten aus jeder Verbandsgemeinde Vorstandsmitglieder zu gewinnen, was bis heute so weitergeführt wird. Hatten bisher drei Beratungskräfte in Daun 50 Dörfer zu betreuen, so waren es nun seit 1971 140 Dörfer. Eine Möglichkeit, trotzdem intensiv zu wirken, war die verstärkte Mitarbeit der Frauen in den Dörfern. Es hieß nun, Gründungsversammlungen für Ortsver­eine mit Ortsvertreterinnen zu organisieren. Die einleitenden Worte dazu gelten auch heute noch. Nachfolgend ein Auszug daraus. Viel hat sich in den letzten Jahren auf dem Lande geändert: o Die meisten Bauern haben aufgegeben oder sind Nebenerwerbslandwirte geworden. Viele von ihnen fahren zur Arbeit und kommen nur übers Wochenende nach Hause. o Volksschulen sind geschlossen worden, die Lehrer fehlen also, die das Dorfleben aktivieren könnten. o Wir haben mehr Kirchen als Seelsorger, und auch die Seelsorger sind überlastet, o Durch die Verwaltungsreform haben die kleineren Dörfer noch weniger Bedeutung und Einfluss als früher. Das alles sind insgesamt einschneidende Veränderungen, die das Dorfleben beeinflussen. Was ist zu tun? Auf jeden Fall ist es falsch, zu resignieren und nichts zu tun. Wir sollten überlegen, was wir selbst zur Verbesserung der Lebensweise auf dem Lande beitragen können. Möglichkeiten hierzu bietet die Landfrauenvereinigung: o Durch einen Zusammenschluss der Frauen können ihre Belange besser in der Öffentlichkeit und bei den Politikern vertreten werden. o Die Vereinigung fördert Maßnahmen im beruflichen, sozialen, politischen, kulturellen und allgemeinbildenden Bereich. o Mitglieder können alle Frauen im ländlichen Raum (und dazu gehört der ganze Kreis Daun) werden, die sich für diese Aufgaben interessieren. o Das Verständnis zwischen Stadt und Land wird durch diese Zusammenarbeit gefördert. Wie werden nun diese Aufgaben der Landfrauenvereinigung umgesetzt? In enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Hauswirtschaft – die Leiterin der Abteilung ist Geschäftsführerin in der Landfrauenvereinigung - werden besonders Maßnahmen in der Erwachsenenbildung angeboten, und zwar vornehmlich in den Dörfern mit Vorträgen, Kursen und Vorführungen. Dazu werden auch Kursleiterinnen eingesetzt, die für bestimmte Vorführungen ausgebildet sind. Die Mitglieder werden mehrmals im Jahr durch Rundschreiben informiert Es bestehen drei Arbeitskreise- o Erwachsenenbildung o Lehrfahrten o Öffentlichkeitsarbeit Alljährlich treffen sich Frauen, die sich für die Mitarbeit in diesen Arbeitskreisen interessiert haben, um mitzuplanen. Es finden eintägige und mehrtägige Lehrfahrten statt. Soweit nun die Kernpunkte der einleitenden Worte für die Gründungsversammlungen der Ortsvereine. Sehr erfreut waren die Landfrauen vor allen Dingen über die angebotenen Lehrfahrten. Reisen bildet, aber unsere vorgesetzte Behörde in Mainz war der Meinung, dass Reiseunternehmen diese Aufgabe für die Landfrauen übernehmen sollten. Wir aber verteidigten diese Aktivitäten, weil wir die Lehrfahrten als Teil unserer Beratungsaufgabe ansahen. Und, war es das nicht?! o Intensiver Erfahrungsaustausch und Gespräche miteinander o Besichtigung in landwirtschaftlichen Betrieben Schwerpunkt: Verknüpfung der Arbeitswirtschaft in Haus und Hof o Durch die Vergleiche aufgeschlossener werden für die Belange der eigenen Hauswirtschaft o Mehr Verständnis zwischen Stadt- und Landfrauen o Erleben fremder Landschaft und andersdenkender Menschen So sind die Lehrfahrten ein fester Bestandteil der Landfrauenarbeit geworden. Inzwischen hat die Landfrauenvereinigung über 1000 Mitglieder. Damit auch in kleinen Dörfern, die Kurse und Vorträge nicht allein finanzieren können, Veranstaltungen stattfinden können, suchten wir eine Geldquelle. Wir fanden sie beim Reibekuchenbacken während der Dauner Kirmes. Da alle unentgeltlich mitarbeiten, bleibt Geld übrig, das für diese Zwecke eingesetzt werden kann. Eine besondere Aktivität der Landfrauenvereinigung war die Unterschriftensammlung gegen den damaligen Krankenhauszielplan: 1. 4000 Unterschriften für den Erhalt der Kinderabteilung 2. 7000 Unterschriften für den Erhalt der Geburtshilfeabteilung. Auch wenn das erste Ziel nicht erreicht werden konnte, so mussten doch die Politiker einsehen, dass man nicht einfach bestimmen darf und dass sehr wohl Pläne geändert werden können. Hier möchte ich meinen Mitarbeiterinnen herzlich danken. Sie haben die Landfrauenarbeit mitgetragen, mitgeplant und gute Vorschläge gemacht. Unsere eigentlichen Aufgaben waren ja: o Beratungen in allen Gebieten der Hauswirtschaft o Berufsbezogene Erwachsenenbildung o Beratung - Urlaub auf dem Bauernhof o Bis 1966 Durchführung der Wintersemester - Hauswirtschaft o Nach 1966 verstärkt die Ausbildung von hauswirtschaftlichen Gehilfinnen und Meisterinnen. Dass die Arbeit für die Landfrauenvereinigung dabei noch geleistet werden konnte, war nur bei guter Teamarbeit möglich. Verabschiedung von Oberstudienrätin Anneliese Reh Foto: Studio Nieder
wird noch ergänzt
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